Aprilscherze im marketing
Harmloser Spaß oder riskanter Image-Schaden?
Der 1. April ist der Tag, an dem die Welt traditionell zusammenkommt, um einander Streiche zu spielen. Doch nicht nur Privatpersonen erlauben sich einen kleinen Spaß mit ihren Liebsten. Auch Unternehmen nutzen diesen Tag, um ihre Kunden mal etwas aus dem Arm zu nehmen, ihre Markenbekanntheit zu steigern, kreativ zu sein und ihre Zielgruppen auf humorvolle Weise anzusprechen. Aprilscherze sind längst ein fester Bestandteil vieler Marketingstrategien. Doch während Aprilscherze in der Werbung für Lacher sorgen können, bergen sie auch Risiken, denn nicht jeder Scherz kommt gut an. Warum greifen Unternehmen zu dieser Strategie, wenn sie doch so schnell droht aus dem Ruder zu laufen?
Warum nutzen Unternehmen Aprilscherze als Marketingstrategie?
Marketing ist nicht nur, wie viele fälschlicherweise denken, Werbung für eine Marke oder ein Unternehmen. Marketing ist vielfältiger. Es umfasst alle Aktivitäten, die ein Unternehmen unternimmt, um seine Produkte oder Dienstleistungen auf dem Markt zu präsentieren, zu bewerben und zu verkaufen. Von Marktforschung über Produktentwicklung und -management bis hin zu Public Relations und Kommunikation. Richtig eingesetzt haben Aprilscherze im Marketing viele positive Aspekte, die die Markenbekanntheit deutlich steigern können. IKEA Australien hat im Jahr 2011 zum 1. April ihren Hundstol veröffentlicht, welcher für großes Lachen und Aufmerksamkeit sorgte. Der Hundstol ist ein Hochstuhl für Hunde, der für $59 beworben wurde. Dieser Hunde-Hochstuhl kam bei den IKEA-Kunden gut an, denn er verband die geliebten Haustiere perfekt mit ihrer Möbelmarke. IKEA ist damit ein Paradebeispiel für die Nutzung von Aprilscherzen im Marketing. Sie zeigten, dass sie sich mit den Interessen ihrer Kunden auseinandersetzten und generierten dadurch Lacher und positive Aufmerksamkeit.

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Auch Google hat dies im Jahr 2016 in den Niederlanden mit ihrem selbstfahrenden Fahrrad geschafft. Zum 1. April veröffentlichten sie ein Video, in dem sie ein selbstfahrendes Fahrrad vorstellten. Dieses sollte angeblich autonom fahren, navigieren, parken und einen auf Knopfdruck abholen. In dem Video sind auch zwei Kleinkinder zu sehen, die alleine in Kindersitzen mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren. Auch hier generierte Google positive Aufmerksamkeit und brachte seine Kunden zum Lachen. Besonders gut ist eine solche Marketingstrategie für Unternehmen wie Google, da diese meist eher gesichtslos wirken. Ein gelungener Aprilscherz dieser Art vermittelt, dass auch in Unternehmen normale Menschen mit Humor arbeiten.
Richtig genutzt können Aprilscherze Unternehmen nahbarer und sympathischer auf ihre Kunden wirken lassen. Durch die erzielte Aufmerksamkeit können zudem auch neue Kunden gewonnen werden, da sich Unternehmen durch ihren eigenen Humor von anderen Firmen abheben.
Aprilscherze, die nach hinten losgingen
Scherze als Marketingstrategie können jedoch genauso schiefgehen, wie sie gut laufen können. Nicht alle Menschen teilen denselben Humor oder finden Witze im Allgemeinen eher nervig und unprofessionell.
Google selbst musste diese Erfahrung machen, lange vor ihrem Aprilscherz-Hit. Im Jahr 2016 führte Google zum 1. April eine neue Funktion ein, die die Schalttaste „Senden und Archivieren“ durch ein GIF eines Minions ersetzte, der mit einem verachtenden Blick ein Mikrofon fallen ließ. Dieses GIF befand sich so am Ende sämtlicher E-Mails, die die Google Nutzer verfassten und unter anderem an ihre Vorgesetzten und/oder Kunden sendeten.
Google-Nutzer waren aufgrund dessen nur wenig begeistert, weshalb Google die Funktion nach nur wenigen Stunden zurückzog. In einem Statement entschuldigte sich die Firma und sagte dazu: „Es sieht so aus, als hätten wir uns dieses Jahr selbst einen Streich gespielt.“

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Man sieht also, wie Aprilscherze nicht nur positive Aufmerksamkeit, sondern auch negatives Ansehen generieren können. Die Marketingstrategie, die Aprilscherze trägt, birgt einige Risiken. Kunden können durch Scherze verwirrt oder gar verunsichert sein, wenn keine schnelle Aufklärung erfolgt. Zudem gibt es ein hohes Risiko, dass Kunden falsche Hoffnungen bekommen und Erwartungen zu wecken, die nicht eingehalten werden können. All dies sorgt für enttäuschte Kunden, die im schlimmsten Fall ihren Anbieter wechseln.
Tatsächlich gab es schon Fälle, in denen der Aprilscherz eines Unternehmens fast mit rechtlichen Konsequenzen geendet hätte. Im Jahr 2021 kündigte Volkswagen eine Namensänderung an, bei der Volkswagen in den USA zu „Voltswagen“ werden sollte. Das Unternehmen behauptete mehrfach, dies sei wahrheitsgemäß, gestand letztendlich dann, dass es sich nur um einen Scherz handelte, um den Start des vollelektrischen SUV ID4 anzukündigen. Während des unaufgeklärten Aprilscherzes stieg der Aktienkurs von Volkswagen um fast 5 %, was die US-Börsenaufsicht als beabsichtigt ansah und den Scherz nachträglich als Täuschung bewertete. Volkswagen stritt dies ab und die Anschuldigungen wurden fallengelassen.

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Tipps für Business-Aprilscherze
Die Nutzung von Aprilscherzen im Marketing ist durchaus eine gute und innovative Idee, um sich von anderen Marken abzuheben und sich bei Kunden beliebt zu machen. Jedoch nur dann, wenn die Witze und Scherze auch gut gemacht sind. Aprilscherze sollten aus der Sicht der Kunden geplant und ausgeführt werden. Es geht nicht darum, sich auf Kosten der Kunden zu amüsieren oder bloßzustellen, sondern darum, mit den Kunden zu lachen. Besonders wichtig ist es, niemanden zu verletzen oder zu diskriminieren und sicherzustellen, dass der Scherz die Zielgruppe nicht negativ beeinflusst, sondern amüsiert.
Ein guter Aprilscherz für Marketingzwecke sollte zu Beginn glaubwürdig, jedoch schnell als Scherz erkennbar sein. So werden bei den Kunden keine falschen Erwartungen geweckt. Um sicherzugehen, sollte ein Unternehmen seinen Scherz aber zeitnah aufklären. Auch sollte möglichst auf das Thematisieren von Bedürfnissen und Problemen verzichtet werden.
Wenn Aprilscherze gut umgesetzt werden, können sie für Humor und positive Aufmerksamkeit sorgen, aber schlecht geplante oder unangemessene Scherze können schnell zu Missverständnissen, Enttäuschung und sogar Image-Schäden führen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, den Scherz authentisch, glaubwürdig und zielgruppengerecht zu gestalten – und sicherzustellen, dass er niemanden verletzt oder in die Irre führt. Unternehmen sollten daher die Risiken genau abwägen, den Humor ihrer Zielgruppe kennen und den Scherz rechtzeitig aufklären, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Wenn dies gelingt, können Aprilscherze ein kreativer und wirkungsvoller Bestandteil der Marketingstrategie sein – mit einem bleibenden Lächeln auf den Gesichtern der Kunden.

Dieser Blogbeitrag wurde von Heidschnucki verfasst
Heideschnucki steht nicht gerne in der Öffentlichkeit und möchte deshalb anonym bleiben. Er lässt es sich jedoch nicht nehmen, sein Wissen mit Ihnen in unserem Blog zu teilen.